Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
in der Debatte um Kohleausstieg und Strukturwandel in den Braunkohlerevieren geht es auch um die wichtige Frage nach sozialverträglichen Lösungen für die Beschäftigten in der Kohleindustrie. Da hier immer wieder mit überhöhten Beschäftigungszahlen argumentiert wird, möchten wir Sie auf die folgenden Daten zu Arbeitsplätzen im Kohlesektor hinweisen.
- Deutschlandweit sind aktuell weniger als 20.000 Menschen unmittelbar in der Braunkohlenförderung beschäftigt. Der Bundesverband Braunkohle DEBRIV spricht von 20.900 regulären Stellen. Darin eingerechnet sind die Arbeitsplätze in der Rekultivierung von Tagebaufolgelandschaften und Beschäftigte in Altersteilzeit, die vom Kohleausstieg nicht betroffen sind. Lässt man diese außen vor, sind es rund 18.000 reguläre Stellen und 1.130 Auszubildende, siehe Öko-Institut (2017), S. 85.
- Arbeitsplatzberechnungen in der öffentlichen Debatte beziehen oft sogenannte indirekte und induzierte Beschäftigungseffekte mit ein. Diese Zahlen beruhen auf teilweise lückenhaften Datengrundlagen und sind daher mit Vorsicht zu genießen Arepo Consult (2017), S. 14. Induzierte Arbeitsplätze entstehen durch die Konsumabgaben der Braunkohlebeschäftigten und werden etwa bei einer Weiterbeschäftigung oder Umschulung nicht automatisch wegfallen. Indirekte Arbeitsplätze entstehen durch die Nachfrage der Braunkohlewirtschaft nach Gütern und Dienstleistungen in anderen Sektoren. Laut Öko-Institut schafft jeder Arbeitsplatz in der Kohle deutschlandweit ein bis zwei indirekte Arbeitsplätze, Öko-Institut (2017), S. 87 ff.. Das BMWi geht davon aus, dass direkt, indirekt und induziert deutschlandweit 56.000 Arbeitsplätze in der Braunkohle bestehen, davon etwa 32.000 in den Revieren, siehe RWI (2018), S. 40 f. Die Kohlebranche arbeitet mit deutlich höheren Angaben von 70.000, 76.000 oder in der Vergangenheit sogar 100.000 Arbeitsplätzen, die so nicht haltbar sind. Die hohen Branchenangaben halten einem Realitäts-Check nicht stand.
- Auch ohne einen politisch beschlossenen Kohleausstieg werden die Beschäftigtenzahlen in der Braunkohleindustrie bis 2030 etwa um die Hälfte zurückgehen. Grund sind Rationalisierungen und die Stilllegung alter Kraftwerke. Das Lausitzer Revier wird 2030 noch lediglich 4.100 direkte Arbeitsplätze bereitstellen, das Rheinische Revier rund 4.700. Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (2017), S. 7
- Zwei Drittel der Beschäftigten in der Branche sind derzeit älter als 46 Jahre und werden bis 2030 in Rente gehen, siehe Statistik der Kohlewirtschaft. Dem zugrunde liegt ein branchenübliches Renteneintrittsalter von 60 Jahren sowie Vorruhestandsregelungen und Altersteilzeit. Ein weiterer Teil der Fachkräfte wird nach einem Kohleausstieg in der Tagebaurekultivierung und Nachsorge von Tagebauschäden weiterbeschäftigt Arepo Consult (2017). Die folgende Grafik dazu können Sie gerne verwenden.
Quelle: Statistik der Kohlewirtschaft; Darstellung: Klima-Allianz Deutschland
Ein sozialverträglicher Kohleausstieg ist mit Blick auf die Beschäftigten insgesamt gut machbar, wenn die richtigen Maßnahmen ergriffen werden. Die größere Herausforderung liegt in der Stärkung der strukturschwachen Regionen, insbesondere der Lausitz. Hier wurde jahrelang versäumt, Alternativen zur Braunkohle zu schaffen.
Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an mich.
Mit freundlichem Gruß
Julia Dittmann
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Julia Dittmann
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